Text: Cornelia Heller; Fotos: Steffen Spitzner

Musikscheune Kloster Michaelstein, Blankenburg (Harz)

Von jeher waren Klöster Orte geistigen Lebens und lebendige Pflegstätten von Kunst, Kultur und Bildung. Im ehemaligen Zisterzienserkloster Michaelstein lebt bereits seit den 1960er Jahren diese Tradition mit der heutigen „Musikakademie Sachsen-Anhalt für Bildung und Aufführungspraxis“ weiter. Eine Stiftung veranstaltet ganzjährig Konzerte und Workshops, ein Instrumentenmuseum lädt zum Besuch. Mit dem 2010 begonnenen Umbau der historischen Wirtschaftsscheune begann ein alter Traum Wirklichkeit zu werden, 300 Konzertbesuchern unter einem Dach Platz mit störungsloser Akustik zu bieten, optimale Bedingungen für Ton- und Aufnahmetechnik inklusive. Die Scheune mit ihrem markant-offenen Dachgebälk gehört zum Gebäudeensemble der im Ursprung aus dem 12. Jahrhundert stammenden Klosteranlage. Größtmöglicher Substanzerhalt war daher, so die Architekten, oberstes Ziel bei allen notwendigen Eingriffen: „Die innenräumliche Anmutung sollte erhalten bleiben.“ Herausforderung war zudem die baulich anspruchsvolle Unterkellerung für Technik, Sanitärund Nebenräume. Fünf Jahre Bauzeit und zwei Bauabschnitte später empfängt die Musikscheune seine Besucher über einen schwellenlos zugänglichen gläsernen Riegel. Das wiederaufgebaute Schauerdach integriert diesen Foyerbau mühelos vor den früheren Scheunentoren, es scheint, als nähme es ihn unter seine Fittiche. Aus Glas und Stahl konstruiert steht der Neubau direkt vor der alten Scheunenwand, er versteht sich als „räumlicher Puffer“ mit Zugang in den Konzertsaal, per Aufzug geht es barrierefrei ins Untergeschoss. Der Saal selbst lebt von seiner großartigen Dachkonstruktion. Die Althölzer konnten zwar nicht gehalten werden, das Versprechen schon, so die Jury, „die vorgefundenen Verbände, Auskreuzungen und Sparrenabstände wieder erlebbar zu machen“. Die restaurierten alten Scheunenwände rahmen den Raum, neu sind nur zwei Betonscheiben, sie zonieren Aufführungsfläche und Zuschauerraum. Mit seiner ausgeklügelten Akustik ist er prädestiniert für die Aufführung klassischer und zeitgenössischer Musik, bietet aber genauso beste Voraussetzung für Konferenz, Theater oder Fest. Der Konzertsaal in der Scheune – Ort für Kulturgenuss in vielfachem Sinn.

Standort
Michaelstein 3, Blankenburg (Harz) – Öffnen mit Google Maps

Bauherr/in
Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt, Leitzkau

Architekten
PLANUNGSRING Architekten + Ingenieure GmbH, Wernigerode

Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2016, Engere Wahl

Fertigstellung
2015

Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Fürstenwall 3
39104 Magdeburg
Telefon: (0391) 53 611 – 0
Telefax: (0391) 53 611 – 13
E-Mail: info@ak-lsa.de

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