Land und Leute im Wandel
Matthias Dreßler, freier Architekt, Vorstand der Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Bauen in der Heimatstadt: Neben zahlreichen Sanierungen denkmalgeschützter Bauten in Halle (Saale) können DRESSLER ARCHITEKTEN BDA mit dem halleschen „Königsviertel“ auf den preisgekrönten Neubau eines Stadtquartiers verweisen. Gemeinsam geplant mit Brambach Architekten BDA, Halle (Saale), wurde es 2017 mit dem Deutschen Bauherrenpreis ausgezeichnet. Das Quartier war im Jahr 2016 der größte Wohnungsneubau des Landes
Eine Menge erlebt habe ich in sechs Jahrzehnten: in zwei diametralen deutschen Gesellschaften, von der (sozialistischen) Schule über das Architekturstudium, als angestellter Stadtplaner bis zum freien Architekten. 1985 kam ich nach Halle (Saale), wo unter dem damaligen Stadtarchitekten Wulf Brandstätter erstaunlich viel mit der „Platte“ in der Innenstadt experimentiert wurde. Aufregende Zeiten waren das in jeder Hinsicht, mit neuen Freunden und Kollegen, die sich für eine Stadt und ihre Architektur engagierten, allen Abbrüchen und Verlusten historischer Bausubstanz zum Trotz.
Dem lähmenden Ende der DDR folgte der Aufbruch 1989/90, das unsagbare Gefühl der Befreiung und die sich eröffnenden Möglichkeiten. Nicht alle Träume erfüllten sich, auch in der neuen Zeit schmerzen vergebene bauliche Chancen. Zum Glück aber unübersehbar ist der grundlegende Wandel in Stadt und Land: wiedergewonnene historische Ensembles und Stadtquartiere, preisgekrönte neue Architekturen, lebenswerte Stadträume und Umweltbedingungen. Es macht mich dankbar, diese Zeit intensiv miterlebt zu haben.
Wenn ich denke, in meiner Heimatstadt mit ihren Kontrasten und Brüchen schon alles ge-sehen zu haben, begegnet sie mir unerwartet an einem noch nicht entdeckten Ort, in einem anderen Licht. Dann werde ich wieder neugierig und habe Lust, als Architekt weiter mitzu-wirken, der 1.200-jährigen Diva ein würdiges Gesicht zu geben.