Fotos: Stefan Müller; Text: Cornelia Heller

Goethe-Theater, Sanierung, Bad Lauchstädt

Sie gehören zu einer aussterbenden Spezies und bedürfen allein deshalb besonderer Aufmerksamkeit und Pflege: historische Theatergebäude. Wie jenes von 1802 in Bad Lauchstädt, ein reines Sommertheaterhaus, das nicht zuletzt mit den Aufführungen des Weimarer Hoftheaters unter Johann Wolfgang von Goethe als Oberdirektor zum Mittelpunkt des alljährlichen Kurzirkus im „Sächsischen Pyrmont“ avancierte. Diese Erinnerung lebt bis heute in der Stadt, in der ein aktiver Förderverein Spenden im großen Maßstab für den Erhalt eben jenes Gebäudes einwirbt, das als einzig original erhaltener Theaterbau gilt, an dem der Dichterfürst selbst mitwirkte, und das als seltenes Zeugnis frühklassizistischer Theaterarchitektur von europäischem Rang gehandelt wird.

Dass allein deshalb im Heute jeglicher Eingriff wohlbedacht und gut geplant und jeder Handgriff wohlüberlegt und gut gesetzt ausgeführt werden will, war der Anspruch der nunmehr abgeschlossenen jahrelangen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten – nach 1908 und 1968 die umfangreichsten Arbeiten seit über 100 Jahren. Sie haben dem im Originalzustand befindlichen Haus aber nicht allein seine wertvolle barocke Bühnentechnik erhalten. Auch die nach Befunden original wiederhergestellte Farbgestaltung des Zuschauerraums mit einer Sanierung der über 100 Jahre alten Zeltdachüberspannung mit bemalten Jutebahnen ist nun wieder erlebbar. Die verdeckt nämlich spektakulär das seltene Holzbohlenbinder-Tragwerk, das nunmehr wieder vervollständigt werden konnte. Alle Maßnahmen verfolgten ein Ziel, „… die authentische Architektur der Weimarer Klassik in seiner festlichen Atmosphäre wieder uneingeschränkt erlebbar zu machen“. Dazu: Sanierung der Fachwerkwände und neuer Kalkputz im Originalfarbton, Dacheindeckung mit Kupferschindeln, energetische, haus- und brandschutztechnische Ertüchtigung … Herausforderungen für die beteiligten Architekten, Ingenieure, Handwerker. Dennoch ist Rücksicht auf zwischenzeitliche Erhaltungsmaßnahmen genommen worden. Die Architekten bezogen respektvoll „die Ausstattungsstücke von 1908, die qualitätsvollen Malereien von Karl Völker von 1953 oder die Maßnahmen von 1968“ ein, was die Jury sichtlich beeindruckte: „(Dass) das Ergebnis eine im wahrsten Sinne stimmige Architektur ist, beweist das Feingefühl und die Kompetenz der Planenden aufs Beeindruckendste.“ Vivat!

Quelle: „Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022“

Standort
Querfurter Straße 14, Bad Lauchstädt – Öffnen mit Google Maps

Bauherr/in
Historische Kuranlagen und Goethe-Theater Bad Lauchstädt GmbH, Bad Lauchstädt

Architekten
Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbh, Berlin

Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022, Auszeichnung

Fertigstellung
2021

Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Fürstenwall 3
39104 Magdeburg
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Telefax: (0391) 53 611 – 13
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