Text: Cornelia Heller; Fotos: Steffen Spitzner

Wohnhaus, Breite Straße, Welterbestadt Quedlinburg

Sanierung und Erweiterung

Quedlinburg mit seinen mehr als 1.200 erhaltenen und im Laufe des vergangenen Vierteljahrhunderts mit großem privaten und öffentlichen Engagement sowie umfangreichen Fördermitteln geretteten Fachwerkhäusern zeigt eine einzigartige Dichte dieses historisch wertvollen Bestands und steht als ausgewiesenes Flächendenkmal unter UNESCO-Welterbeschutz. Die Geschichte des Hauses Breite Straße 12 erzählt sich hier zunächst als die eines scheinbar hoffnungslosen Sanierungsfalls. Das Einzeldenkmal – ein in seinem Ursprung über 650 Jahre alter, schmaler, dreigeschossiger Fachwerkbau war kaum mehr als eine abrissreife Ruine. Neben ihm fand sich die Nummer 11, schon seit den 1960er Jahren eine Brache. Zu Beginn hatten die Architekten das einsturzgefährdete Gebäude lediglich gesichert, erst dann fanden sich neue Eigentümer und ließen sich auf das Wagnis eines Umbaus des Altbaus samt der Anfügung eines modernen Eckhauses ein. Der restaurierte Fachwerkbau zeigt heute zur Straße wieder seine ruhige, barock geprägte Fassadenfassung mit sich nach außen öffnenden, historischen Vorbildern nachempfundenen Kastenfenstern. Regionaltypische Ziegel, die sogenannten Linkskremper, decken sein spitzes hohes Dach. Sie sind aus Altbestand wiederverwendet wie auch die Türen im Innern. Ein Flachdach und die hell geschlämmte, aus recyceltem Backstein errichtete Fassade bestimmen das Bild des ihm an die Seite gestellten Neubaus mit klarem Statement: Hier ist im Heute gebaut worden. Glatt, schlicht und kubisch. In Höhe, Material- und Farbwahl schmiegt er sich durchaus an seine Altstadtnachbarn an, das jedoch ganz und gar ohne anzubiedern. Auch nicht mit den hellen, horizontalen Sandsteinbändern, einer Referenz an die Balkenlagen des Altbaus. Das stärkste Motiv des Neubaus ist das große Eckfenster. Es erlaubt eine ideale Innenbelichtung, aber ebenso Einblicke in das Leben eines modernen Hauses, dessen Gebäudeteile, Raumfolgen und Treppenverläufe von Alt zu Neu fast unmerklich ineinander übergehen und ein schlüssiges Ganzes ergeben. Farben und Materialien tragen außerdem zu diesem stimmigen wie homogenen Eindruck bei. Kleinteiligkeit herrscht im Altbau, großzügige Weite im Neubau. Glasfronten öffnen sich hier zum Hof und im Obergeschoss auf das Dach des Carports in der Seitengasse, das so zum Sonnendeck mit Blick auf den kleinen Hofgarten avanciert. Der Architekturpreis 2016: „ein hervorragendes Beispiel für Stadtreparatur, es gibt der Stadt Quedlinburg die Würde des innerstädtischen Wohnens zurück“.

Standort
Breite Straße 12, Welterbestadt Quedlinburg – Öffnen mit Google Maps

Bauherr/in
Anja und Norbert Buschmeier, Hövelhof

Architekten
qbatur Planungsgenossenschaft eG, Welterbestadt Quedlinburg

Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2016

Fertigstellung
2013

Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Fürstenwall 3
39104 Magdeburg
Telefon: (0391) 53 611 – 0
Telefax: (0391) 53 611 – 13
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