Text: Cornelia Heller; Fotos: META architektur GmbH, Miriam Otte - Baudoku Berlin, Harald Krieg

110-kV-Schaltanlage, Magdeburg

„Strom wird schick.“ Geht das? Als das alte Umspannwerk der Städtischen Werke Magdeburg SWM – eine 90 Meter lange, trapezblechverkleidete Halle in unmittelbarer Nachbarschaft zum Magdeburger Wissenschaftshafen, zu Universität und Forschungsinstituten – durch eine neue Schaltanlage ersetzt werden sollte, stand genau diese Frage im Raum. Die Antwort: Ein Zeichen für Zukunftsfähigkeit setzen mittels Architektur! Zeitgleich konnte das städtische Versorgungsunternehmen die Chance für den Einbau modernster Technik in der Anlage nutzen, die zudem eine enorme Platzersparnis mit sich brachte. Nur noch ein Viertel des ursprünglichen Bauareals war aufgrund der „Miniaturisierung“ für den Neubau nötig. Ein „Doppelwumms“. Das sich wie ein wertvolles Gefäß konisch gen Himmel ragende Haus ist unverwechselbar und aufregend. Seine dunkle Edelstahlfassade mit den markanten abgerundeten Ecken hat man mit handgefertigten, sich überlappenden Platten belegt. Jede dieser Schindeln zeigt sich in ihrer blau-schillernden Färbung anders, changiert, flimmert und spielt mit der Wahrnehmung des Betrachters. Ermöglicht hat das „Zauberwerk“ ein chemisch- galvanisches Verfahren, das auf der Oberfläche eine doppelte Reflexion – Interferenz – des Lichts erzeugt. Wie in einem Prisma entsteht so ein Farbeffekt mit Intention: „Strom sichtbar machen“. „Um die Fassade so bauen zu können“, betonen die Architekten, „fand der komplette Planungsprozess bis zur Produktion der Schindeln – denn jede ist anders – mittels BIM (Building Information Modeling) statt.“ So präsentiert sich ein profaner Zweckbau als edler Puzzlestein im Stadtgefüge zwischen den stark von Verkehr frequentierten Knoten Wittenberger und Askanischer Platz mit dem sehenswert revitalisierten Hafengelände, architektonisch spannenden Bildungs- und neu entstehenden Wohnbauten – und stiftet mit seiner Strahlkraft städtische Identität, sowohl für den Versorger als auch die Anwohner. Dass sich hinter der spektakulären Fassade ein schwerer Betonkern verbirgt, mag auf der Hand liegen, dass die Dachfläche begrünt ist, eher nicht – von den Architekten verstanden als „beispielgebend für zukünftigen Städtebau – unsichtbar und trotzdem seinen Teil zur Verbesserung des Stadtklimas beitragend“.

Standort
Sandtorstraße 18, Magdeburg – Öffnen mit Google Maps

Bauherr/in
Städtische Werke Magdeburg GmbH & Co. KG

Architekten
META architektur GmbH, Magdeburg

Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022, Engere Wahl

Fertigstellung
2021

Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Fürstenwall 3
39104 Magdeburg
Telefon: (0391) 53 611 – 0
Telefax: (0391) 53 611 – 13
E-Mail: info@ak-lsa.de

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