Kindergarten und Tagespflege, Hohenberg-Krusemark
Hohenberg-Krusemark schreibt Geschichte. Die altmärkische Gemeinde könnte ein Sehnsuchtsort für all jene werden, denen das seit Jahrtausenden geprobte, gelebte, geliebte Zusammensein von Jung und Alt am Herzen liegt. Denn hier hat man ein Projekt umgesetzt, das hierzulande leider (noch) wenig verbreitet ist: Kinder und Senioren werden unter einem Dach betreut.
Verwirklicht wurde dieses Zukunftsprojekt in einem wie eine mütterliche Glucke in die Kulturlandschaft eingestellten reetgedeckten Holzbau, langgestreckt mit hohem Dach und halbrunden Enden. Der Architekt besann sich dabei auf Bautraditionen und -materialien, die seit der Steinzeit in der Gegend bezeugt sind – das ist zeitgemäß, nachhaltig und vernünftig. Was aber nicht heißt, dass sich derarte Denkweise ganz selbstverständlich auch in Genehmigungsbehörden wiederfindet. Das Haus lebt in seiner Anmutung durchaus den Charakter einer großen Scheune, sein hohes – nutzungsfreies – Reetdach sorgt mit Dachüberstand und -hohlraum als Puffer für sommerlichen Wärmeschutz. Alle Aufenthaltsräume folgen der Fassade, sind daher auch ohne Barrieren zugänglich und öffnen mit großen hochstehenden Fenstern den Blick nach draußen. Multifunktions-, Mehrzweck-, Sport- bzw. Ruheräume finden sich an den halbrunden Hausenden, die Eingänge zur Kita „Dorfkind“ und der Tagespflege „Am Sportplatz“ hat man jeweils separat in der Mitte der langen Seitenfronten angeordnet. „Tenne“ heißen zünftig diese beiden Ankommbereiche, von denen die Korridore abzweigen, denen baukonstruktiv bedingt, ja, die natürliche Belichtung fehlt. Gelungen ist Außerordentliches: Natürliche bzw. nachwachsende Baumaterialien in nachhaltiger Bauweise sind verwendet, Gebäudebetrieb ohne viel Technik, natürliche Belüftung sowie klimaneutrale Wärmeversorgung als Fernwärme aus der benachbarten Biogasanlage gewährleistet … So erzählt das Haus von dem, was zukunftsgewandtes Bauen im Zusammenspiel mit gelebten Bautraditionen zu leisten vermag und zugleich von einem innovativen und vorbildlichen Betreuungsentwurf. Die Jury attestierte: „Es ist ein mutiges und wünschenswertes und zukunftsfähiges Konzept, … (es) verspricht Synergieeffekte in einer sozialen Gemeinschaft … (und) empfiehlt sich in jedem Falle als beispielhaft für die Baukultur im Lande Sachsen-Anhalt.“
Standort
Straßenhauser Weg 1, Hohenberg-Krusemark – Öffnen mit Google Maps
Bauherr/in
Deutsches Rotes Kreuz - Kreisverband östliche Altmark e.V., Hansestadt Stendal
Architekten
Hallmann Architekten, Hansestadt Havelberg
Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022, Auszeichnung
Fertigstellung
2021