Text: Cornelia Heller; Fotos: Steffen Spitzner

Quartier Märkerstraße, Halle (Saale)

Eine vom Krieg weitgehend verschonte Altstadt hat Geheimnisse. Etwa eine „heimliche Prachtstraße“ in ihrem historischen Zentrum, als welche die Große Märkerstraße lange Jahre gehandelt wurde, weil man den zum Teil mehrere Jahrhunderte alten Häusern während der 40 Jahre DDR weder Pflege noch Erhalt hatte angedeihen lassen. Auch wenn nach der politischen Wende 1989/90 Sicherung, Instandsetzung und Sanierung beginnen konnten, ging nicht alles gleich und nicht alles gleich gut. Und so stand auch mehr als drei Jahrzehnte später eine Adresse auf der städtischen „Roten Liste der akut gefährdeten Denkmale“: die Große Märkerstraße 5. Seit 2021 aber ist das Gebäude unter Berücksichtigung heutiger Anforderungen an Brandschutz und Bauphysik nach allen Regeln der Kunst denkmalgerecht instandgesetzt, saniert und zudem um einen lückenfüllenden Neubau in der Kleinen Märkerstraße 9 ergänzt – in Summe: ein Ensemble in bester Symbiose von Denkmal und Moderne.

Das ist nicht nur städtebaulich ein Gewinn, sondern auch ganz real: 21 Wohneinheiten zwischen 55 und 144 Quadratmetern sind entstanden, größtenteils barrierefrei zugänglich für Jung und Alt. Es ist eine Klientel, die sowohl im repräsentativen Haus zur Großen Märker-, aber ebenso in dem den Zeitgeist des Heute atmenden Neubau in der Kleinen Märkerstraße ein Zuhause mitten in der Stadt samt ruhigem Innenhof gefunden hat. Sind es beim sanierten Altbau insbesondere die erhaltenen Bauteile und -verzierungen, ob das Stuckwerk in der Fassade oder im Erdgeschoss die erhaltenen Gewölbe und Säulen, geschnitzte Türumrahmungen oder Deckenbemalungen, die den Betrachter in den Bann ziehen, fasziniert der Lückenschluss durch seine präzise Setzung samt seinem Hofflügel, der das Quartier schließt. Dazu gesellen sich seine straßenseitige, makellos ausgeführte, aufregend erdfarbenwarme Klinkerfassade mit ihren unterschiedlichen Mauerwerksverbänden sowie die in strukturierenden Streifen eingefügten großen, geschosshohen Fenster, die für gute Belichtung der Wohnungen in schmaler Straße sorgen. Die Jury wertete: „Durch sichtbar hohes Engagement von Bauherrin und Planern entstand … in der Innenstadt von Halle ein beispielgebendes zeitgemäßes Projekt mit einfühlsamer Sanierung, stimmiger Ergänzung und lobenswerter Einflechtung in den gemeinschaftlichen urbanen Kontext.“ Prachtvoll.

Standort
Große Märkerstraße 5 und Kleine Märkerstraße 9, Halle (Saale) – Öffnen mit Google Maps

Bauherr/in
horus GmbH, Bitterfeld-Wolfen

Architekten
snarq GmbH, Halle (Saale)

Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022, Auszeichnung

Fertigstellung
2021

Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Fürstenwall 3
39104 Magdeburg
Telefon: (0391) 53 611 – 0
Telefax: (0391) 53 611 – 13
E-Mail: info@ak-lsa.de

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