Text: Cornelia Haller; Fotos: Steffen Spitzner

Biomarkt, Umbau und Sanierung, Aschersleben

Für manche Gebäude öffnet sich die seltene Chance auf ein zweites Leben und ermöglicht eine Renaissance im besten Sinn. Der heutige Biomarkt nebst einer Kaffeerösterei in Aschersleben erzählt eine solche Geschichte und wird zum Impulsgeber für ein ganzes Quartier. Bäume wuchsen aus der Ruine, Dach- und Kellerdecke waren teilweise eingestürzt … Was der Zahn der Zeit nach 30-jährigem, substanzgefährdendem Leerstand auf dem brachen Areal einer früheren Seifenfabrik nahe Markt und Rathaus übriggelassen hatte, war ein traufständiges, eingeschossiges Lagergebäude aus Natursteinmauerwerk: die „Große Niederlage“, wie gewerbliche Niederlassungen vormals hießen, sowie die „Kleine Niederlage“, die Teil der historischen Stadtbefestigung ist. Einst eingebunden in eine frühere enge Hofbebauung stand das kleine Ensemble nach Abbruch der angrenzenden Hofgebäude allein und frei. Bauherrin und Architekt stellten sich der anspruchsvollen Aufgabe, sensibel umzubauen sowie um wohl gesetzte moderne Zutaten mit sicherem Zeitgeschmack zu ergänzen, kurz: Neues im Alten zu begründen.

Im Keller des linken hellgeschlämmten Gebäudeteils wird jetzt Kaffee geröstet. Im rechten, von Industriecharme geprägten Kalksteinbau mit Gusseisenfenstern und Gewänden aus roten Ziegeln kauft man im Biomarkt biologisch wertvoll ein und kann in dessen Bistro gewissermaßen zwischen den historischen Stadtmauer-Schalen lecker Mittag essen. Abgetrennt durch eine Komplettverglasung ist zudem ein Patio geschaffen worden, der mediterranes Flair verströmt. Neue Elemente, wie der hell geschlämmte Kubus für Sozial- und Sanitärräume sowie Treppen und Sitzstufen aus Sichtbeton, komplettieren nunmehr das Ensemble und „fügen sich“, so die Architekten, „in das harmonische, auf Ausgleich bedachte Gesamtbild ein“. Der Jury imponierte: „Eine neu geschaffene Durchwegung von der Johannispromenade zur Altstadt Ascherslebens ist nicht nur architektonisch gekonnt umgesetzt, sondern integriert sich auch in die städtebauliche Rahmenplanung der Stadt Aschersleben und ist überdies geeignet, Kundenfrequenz und Akzeptanz zu erhöhen. … Auf diese Weise hat sich die ‚Niederlage‘ zu einem wirklichen Gewinn mit Strahlkraft für eine weitere Entwicklung im lange brachliegenden Areal gewandelt.“

Standort
Hohe Straße 6, Aschersleben – Öffnen mit Google Maps

Bauherr/in
Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH, Aschersleben

Architekten
ARGE Hopf & Fuß, Aschersleben

Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022, Auszeichnung und Publikumspreis

Fertigstellung
2020

Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Fürstenwall 3
39104 Magdeburg
Telefon: (0391) 53 611 – 0
Telefax: (0391) 53 611 – 13
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