Text: Cornelia Heller; Fotos: Steffen Spitzner

Mensa des Ökumenischen Domgymnasiums Magdeburg, Magdeburg

Als einen „großen Wurf“ würdigte bereits die Jury zum „Bauwerk des Jahres 2021“ die neu gebaute Mensa des Ökumenischen Domgymnasiums als ein Gemeinschaftswerk von Bauherr, Architekt und Fachplanern – eine hochgelungene städtebauliche Nachverdichtung an der markanten Ecke, aber mehr noch für die Nutzer, die rund 850 Lernenden und Lehrenden, die bislang in einem wenig funktionalen, wenig einladenden Kellerraum mit wenig Licht ihren Mittagstisch einnahmen. Auf dem Schulgelände findet sich gebaute Kultur mit Ausrufezeichen: ein altehrwürdiger Ziegelbau von 1880, dazu ein Erweiterungsbau von 1930 (Johannes Göderitz), ein Verbindungsbau und eine Sporthalle aus 2000. Ganz schön viel los auf dem Campus mit geringem Platz für eine, man könnte meinen, kleine Bauaufgabe, die es aber in sich hatte. Denn es galt zugleich, die Fahrradabstellplätze sowie die denkmalgeschützte Grundstücksmauer dringend zu erhalten. Was also tun? Der Architekt mag sich an den „Fliegenden Teppich“ aus den Aladin-Märchen erinnert haben. Er brachte mittels zurückgesetzter schlanker Stützen auf 36 Mikrobohrpfählen das zweigeschossige Haus quasi zum Schweben und schafft so „ganz nebenbei“ eine Überdachung für die Räder. Wie von Zauberhand hält sich der Quader passgenau über der Einfriedung, deren beider Ziegelrot harmonisch korrespondiert.

Darin: auf beiden Ebenen Speisesäle. Während das erste Obergeschoss die zur Verfügung stehende Fläche vollständig nutzt, ist das zweite kleiner und nach Westen hin zurückversetzt. Es entsteht eine Sonnenterrasse, auf die bei gutem Wetter gegessen, aber auch gelehrt und gelernt werden kann. Beiden Speisesälen gleich sind die großzügigen Verglasungen, viel Licht, viel Grün, viele Ein- und Ausblicke. Angefügt ein Gimmick: ein kleiner Erker, der unvermittelt aus dem Gebäude ragt. Die Innenräume: cool, funktional, innovativ – und nachhaltig. Die über neun Meter frei spannenden Decken sind aus Ortbeton unter Zunahme aus zu hundert Prozent recycelten Kunststoffhohlkörpern. Spart jede Menge Beton und CO2 bei Transport und Herstellung, Kosten dazu. Holztische und -bänke in Reihen zeigen sich ganz ohne Schnickschnack, dafür super alltagstauglich für gemütliche Lümmelpausen. Und feindesignte Leuchten akzentuieren stilsicher den ansonsten schmuckfreimonochromen Raum, der erwartungsvoll zu jedem Mittagsklingeln auf sein buntes Publikum wartet. Ganz zauberhaft.

Standort
Hegelstraße 6, Magdeburg – Öffnen mit Google Maps

Bauherr/in
Kuratorium des Ökumenischen Domgymnasiums Magdeburg, Magdeburg

Architekten
Prof. Ralf Niebergall, Magdeburg

Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022, Publikumspreis

Fertigstellung
2022

Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Fürstenwall 3
39104 Magdeburg
Telefon: (0391) 53 611 – 0
Telefax: (0391) 53 611 – 13
E-Mail: info@ak-lsa.de

Privacy Preference Center