St. Nicolai – Kirchenarchiv und Kolumbarium, Umnutzung, Lutherstadt Eisleben
St. Nicolai in Lutherstadt Eisleben birgt in ihrem Innern ein wertvolles Novum. Hier hat man das erste in einem Kirchengebäude befindliche Kolumbarium in Sachsen-Anhalt eingerichtet. Zudem konnte Raum für das Kirchenarchiv geschaffen und so das spätgotische, das Stadtbild prägende Bauwerk wieder in Nutzung gebracht werden. Eine beglückende Geschichte vom Glauben an die Auferstehung.
Schon seit 1976 finden in St. Nicolai keine Gottesdienste mehr statt. Aber das Gebäude aufgeben, war für den Evangelischen Kirchengemeindeverband wie auch die Anwohner keine Option. Sukzessive hatte man nach 1990 und über die Jahre in den Erhalt der historischen Bausubstanz investiert, denkmalgerecht instandgesetzt und saniert, was zur Grundlage für alternative Nutzungsideen werden konnte und schließlich zwei Konzepte miteinander verband. Dafür hat man zunächst für das Kirchenarchiv im hinteren Teil des Kirchenschiffs gebaut: ein Haus im Haus, drei Geschosse hoch, zugänglich über eine vorgelagerte Stahltreppe nebst Kleinlastenaufzug, das Archiv optisch vom Kirchenraum abgetrennt, unsichtbar. Sichtbar hingegen ist das Kolumbarium. Mehrreihig und hintereinander gestaffelt aufgestellte „Urnenschränke“ bilden im großen Kirchenraum eine „Totenstadt“ mit kleinen Gassen, Ruheplätzen, neuen Blickachsen … Die Schränke sind der Form gotischer Giebelbauten mit ihren Abtreppungen in Variation entlehnt, ihre „Fassade“ aus Eichenholz ist „geköhlt“. Die „Stadt“: gebaute Ehrerbietung, sie „erscheint äußerlich in einem schwarz seidenglänzenden ‚Gewand‘“. Ihr gegenübergestellt ist ein Andachtsraum im Chor mit schlicht-schönen Holzmöbeln samt sanierter Kanzel. Das alles folgt einem wohl- und tiefdurchdachten Gesamtkonzept von Künstlern, Designern und Innenarchitekten der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle, zu dem auch die fünf großen mundgeblasenen Fenster im Chorraum zählen. Sie zeigen das Grabtuch Christi, dem Auf und Ab des Windes überantwortet: „In dieser eindrucksvollen ephemeren Figur vereinen sich die Zartheit und die Vergänglichkeit des Lebens mit der Kraft und Dynamik eines Sieges über den Tod.“
Quelle: „Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022“
Standort
Nicolaikirchplatz 11, Lutherstadt Eisleben – Öffnen mit Google Maps
Bauherr/in
Evangelischer Gemeindeverband Lutherstadt Eisleben, Lutherstadt Eisleben
Architekten
Architekturbüro Körber, Sangerhausen OT Großleinungen, Prof. Vincenz Warnke und Ulrike Meyer, Halle (Saale), büro büdel innenarchitektur + design, Halle (Saale)
Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022, Engere Wahl
Fertigstellung
2022