Fotos: Anselm Schwindack (studio transit); Text: Cornelia Heller

Wohnhaus, Schmale Straße, Welterbestadt Quedlinburg

Ortstypische und wohngesunde Baustoffe wie Holz und Lehm verwendet, großflächiges Glas, das Licht und Wärme der Sonne einlädt, ein holzbefeuerter Römerofen, der über die offene Treppe auch die oberen Räume beheizt … Das muss man der Bauherrin und ihren Architekten lassen, unüberlegt hat hier keiner neu gebaut – und ist überzeugt: „Bauen an sich ist nicht nachhaltig und stellt immer einen Kompromiss dar.“ Der kleine feine Baulückenschluss in der mit dem Welterbelabel der UNESCO geschützten Quedlinburger Altstadt mag auch ein Kompromiss sein, aber: Er repariert ressourcenschonend und klug eine komplizierte Grundstücksecke. Er ersetzt charmant den ursprünglichen Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert (ein Haus, das man nicht mehr kennenlernen durfte, da es bereits Jahre zuvor abgerissen worden war). Und er kommt seinen Nachbarn energetisch zugute, da Außenwände sich wieder aneinander lehnen (und wärmen) können.

Die städtebaulich wichtige Lücke stand übrigens schon 2008/2009 im Mittelpunkt des 1. MUT-ZUR-LÜCKE-Wettbewerbes. Jetzt wurden Visionen Wirklichkeit. Das neue Wohnhaus spielt mit der Erinnerung an das Verlorene und greift mit dem Erhalt des historischen tonnengewölbten Kellers das Vorhandene auf. Ein großes zur Straße gewandtes Dach behütet heute zwei Geschosse. Die frühere Dreigeschossigkeit mit sehr niedrigen Raumhöhen findet sich in der Teilung der fassadenhohen Glasflächen wieder. Dahinter: der Windfang, der zugleich Wintergarten ist und die ehemalige Ladensituation sowie den in Quedlinburg üblichen Hallencharakter in den historischen Häusern neu interpretiert. Überhaupt ist das Erdgeschoss für all das genutzt, was ebenerdig Sinn macht: für Eingang, Diele, Hauswirtschaftsraum und Garage. Darüber wird gewohnt. Dazu hat man das Dach für eine uneingeschränkte Nutzung zur Gartenseite hin angehoben.

Zu den Schlaf- und Gästezimmern geht es wiederum ein Stockwerk hinauf – ob über die innere oder die äußere Treppe, denn jede Ebene ist nicht zuletzt aus Brandschutzgründen zusätzlich über eine Außentreppe versorgt. Auf den Einbau eines Aufzuges wurde (gegenwärtig) bewusst verzichtet, ein nachträglicher Einbau ist problemlos möglich. „Das Haus und die Bewohner leben von und mit ihren Treppen“, schreiben die Architekten. Es ist Wohnen im Welterbe.

Quelle: „Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022“

Standort
Schmale Straße 15, Welterbestadt Quedlinburg – Öffnen mit Google Maps

Bauherr/in
Monika Hartwell, Welterbestadt Quedlinburg

Architekten
QuArK Quedlinburger Architektur Konzepte, Welterbestadt Quedlinburg

Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022, Engere Wahl

Fertigstellung
2019

Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Fürstenwall 3
39104 Magdeburg
Telefon: (0391) 53 611 – 0
Telefax: (0391) 53 611 – 13
E-Mail: info@ak-lsa.de

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