Text: Cornelia Heller; Fotos: Dan Paton

Mittelalterliches Fachwerkhaus, Welterbestadt Quedlinburg

Sanierung

Der Zustand des alten Fachwerkhauses Klink 9 war fatal: Das Ständerwerk hatte nach jahrzehntelangem Leerstand dem Zahn der Zeit nachgegeben, nur eine notdürftige Konstruktion bewahrte das Haus zuletzt vor seinem endgültigen Zusammenfall. ‚In mühevoller Kleinarbeit‘, erzählen die Architekten, haben sie gemeinsam mit der Bauherrin und den beteiligten Fachfirmen ‚das Bestandsgebäude Stück für Stück durchforscht, jedes noch so geschädigte Bauteil gesichert und schließlich in einem sich über mehrere Jahre erstreckenden Bauprozess zu einem neuen Ganzen zusammengefügt.‘ Heute zeigt sich das Gebäude der Stadt in einer zurückhaltend glücklichen Bescheidenheit. Zur Straße eher schlicht, geprägt von einem typisch monochromen Farbanstrich sowie detailgetreuen und damit denkmalgerechten Kastenfenstern, überrascht den Besucher die offene, komplett verglaste Hoffront. Helles Licht flutet so in einen Raum, der Besonderes zeigt: entlang der Wände wurden alte Holzbohlen verbaut. Die Bohlen sind weit älter als die eigentliche Hauskonstruktion, die man dendrochronologisch auf 1410 datiert. Die Wohnhalle besticht durch ihre Höhe von fast vier Metern, eine Großzügigkeit, die man dem Haus von außen keineswegs zutraut. Zur ihr öffnet sich eine von einer engen Treppe erschlossene Galerie auf einem Zwischengeschoss mit moderner Küchenzeile und einem Essplatz. Die Stufen winden sich weiter in das Ober- und Dachgeschoss zu gut proportionierten Räumen fürs Schlafen und einem verlockenden Blick aus den Fenstern über die denkmalgeschützte Stadt. Dass in historischer Substanz auch zeitgemäße energetische Vorgaben erfüllt werden können und das Wohnen in einem Baudenkmal unter Verwendung geeigneter Konstruktionen und Materialien heutigen Wünschen und ökologischen Anforderungen gegenüber Neubauten in nichts nachstehen muss, zeigt dieses kleine, feine, mit einer Auszeichnung zum Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2010 gewürdigte Bauvorhaben ebenfalls: Mit der Sanierung wurde der Standard der EnEV 2007 erreicht.

Standort
Klink 9, Welterbestadt Quedlinburg – Öffnen mit Google Maps

Bauherr/in
Catherine Hickley, Berlin

Architekten
Qbatur Planen & Bauen GmbH, Quedlinburg

Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2010, Auszeichnung

Fertigstellung
2010

Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Fürstenwall 3
39104 Magdeburg
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Telefax: (0391) 53 611 – 13
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