Bauhaus Museum Dessau, Dessau-Roßlau
Wie baut man im Spagat von Erwartung, Anspruch und Erbe ein „Bauhaus Museum“? Im Ergebnis des 2015 ausgelobten, weltweit offenen, zweiphasigen Wettbewerbs entstand ein Haus im Haus – ein schwebender Riegel aus Beton in einer gläsernen Hülle. Je nach Lichtverhältnis spiegeln sich seit Museumseröffnung Stadt oder Natur in der hohen Glasfassade, spektakulärer des nachts, wenn das Gebäude aus sich heraus leuchtet.
Am Rand des Dessauer Stadtparks gelegen, verortet es das Thema Bauhaus erstmals mitten in der Stadt und lockt, die einzigartige Sammlung in der konservatorisch geschützten Black Box oder Veranstaltungen in dem als „offene und transparente Bühne“ gestalteten Erdgeschoss zu besuchen. Der Standort für das Museum war lange Zeit umstritten. Die Entscheidung folgte dem Traum eines Brückenschlags: von der Westseite jenseits der Bahnstrecke, wo seit weit über 90 Jahren das UNESCO-geschützte Bauhaus mit seinem Schulgebäude und dem Meisterhausensemble seine Wurzeln hat, hin zur Kernstadt. Die Intention: ein messbarer Imagezugewinn für Stadt und Land, in dem „das Bauhaus Schule machte“, aber auch ein wachsendes Zusammendenken beider Stadthälften.
In der erst vor kürzerer Zeit modernisierten Kavalierstraße erweist sich das Glashaus als wichtiger neuer städtebaulicher Baustein auf der Stadtparkecke. Hier kann man in der Nacht das Herzstück, die Black Box, im Innern schweben sehen. Des Tags braucht es den Eintritt ins Gebäude, dann offenbart sich, dass die Box – ein geschlossenes Volumen aus Stahlbeton – eigentlich aufgeständert ist. Die Konstruktion orientiert sich am Brückenbau, die Statik hat man ausgereizt. Der Riegel liegt lediglich auf zwei 50 Meter voneinander entfernten Treppenkernen auf. Keine stützenden Säulen. Darunter lädt die „offene Bühne“ ein, ein flexibel nutzbarer, multifunktionaler Bereich mit Foyer, Ticketing, Café, Shop und solchem für Kunst oder Ausstellung. Black Box und Bühne – sie stehen im Mittelpunkt des Hauses, dessen Hülle auf ihren vier Seiten von einer umlaufenden Glasfassade aus 571 dreifachverglasten Scheiben inklusive Wärme-, Sonnen-, Vogelschutz und Sicherheit gebildet wird – eine „monumentale Vitrine“, die das Museum selbst zu einem Exponat werden lässt. Voilà.
Standort
Mies-van-der-Rohe-Platz 1, Dessau-Roßlau – Öffnen mit Google Maps
Bauherr/in
Stiftung Bauhaus Dessau, Dessau-Roßlau
Architekten
addenda architects (González Hinz Zabala), Barcelona; Ausstellungsgestaltung: chezweitz GmbH, Berlin
Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022, Engere Wahl; Museum des Jahres 2020
Fertigstellung
2019