Museum Lützen 1632, Lützen
Bei Lützen im heutigen Burgenlandkreis wurde im November 1632 eine der verlustreichsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges ausgetragen. Mehr als 9.000 Soldaten fanden auf den Feldern den Tod, darunter auch: Gustav II. Adolf. Die Gedenkstätte für den Schwedenkönig, ein historisch gewachsenes Ensemble aus Schwedenstein (1632), Schinkelbaldachin (1837), Gedächtniskapelle (1907) und den zwei Schwedenhäusern, eines mit kleiner musealer Ausstellung, (1932/1982) ist jetzt um einen bemerkenswerten Neubau ergänzt: dem „Museum Lützen 1632“. Es leiht vor allem den Gefallenen eine Stimme: mit dem im Jahr 2011 von Archäologen in unmittelbarer Nähe geborgenen, monumentalen Massengrab von 47 Soldaten. Die geplante Erweiterung des Ensembles der Gustav-Adolf-Gedenkstätte stand 2017 im Mittelpunkt eines interdisziplinären Architektenwettbewerbs. Er bot Gelegenheit, nun auch deren Erschließung neu zu ordnen und an einem Ort der Erinnerung, Erklärung und Mahnung neue Akzente zu setzen. Umgesetzt wurde der Entwurf des ersten Preises.
Das neue Museum mit steil aufragendem Pultdach ist aus Dämmbeton vor Ort monolithisch erstellt und zeigt sich mit einer fugenlosen Fassade. Es nimmt Anleihen bei landwirtschaftlich genutzten Häusern der Region, fast demütig duckt es sich zurückgenommen in die ländlich geprägte Landschaft. Gleichzeitig wirkt es mit seiner dunklen Einfärbung selbstbewusst, sachlich und klar, auch in seiner Ausstattung, deren Planung ebenfalls in der Hand der Architekten lag. Der museale Rundgang beginnt bereits mit dem Eingang auf der Stirnseite des neuen Gebäudes hinein ins Erdgeschoss und ein Foyer entlang des vollverglasten und nach Südwesten ausgerichteten Giebels: ein „gläsernes Schaufenster“, das wichtige Verbindung mit und Verortung im Museumscampus schafft. Um die Ecke versteckt führt eine Treppe hinab ins lichtinszenierte untere Geschoss. Hier präsentiert sich umlaufend die Ausstellung, die tiefe Einblicke gewährt: in die Geschichte der Welt und die der Namhaften und Namenlosen jener Zeit. In einem zentral angeordneten Raum, der über die Geschosse bis zum Dachscheitel mit Oberlicht reicht, ist fast sakral anmutend das Monument mit den Gebeinen der Gefallenen platziert. Es ist eine würdige Ruhestätte, die Platz für Reflektion und Andacht schafft, und zugleich als erschütterndes Kernstück des Museums eines will: Mahnmal gegen die Schrecken des Krieges sein.
Draußen lenkt sich der Blick hinüber auf den weiten Acker. Er bildet den vieldeutigen Hintergrund für die neue Metalleinfriedung. Deren vertikale Lamellen lassen im Spiel von Licht und Schatten drei markante Schlachtszenarien nach historischen Vorlagen in Schemata aufleben. Von bodengleichen, im Gedenkstättengarten eingefügten Betonscheiben aus kann der Besucher derart und wie auf einem imaginären Zeitstrahl der „Schlacht ohne Sieger“ folgen: erst Formation, dann Getümmel und zuletzt der Tod des Schwedenkönigs. Sie alle: verloren. Aber nicht vergessen.
Standort
Gustav-Adolf-Straße 42, Lützen – Öffnen mit Google Maps
Bauherr/in
Stadt Lützen
Architekten
Peter Zirkel Architekten, Dresden, mit Naumann Wasserkampf Architekten, Weimar; Landschaftsarchitekten: Station C23, Leipzig
Fertigstellung
2024