Weill-Synagoge, Dessau-Roßlau
Unmittelbar an jenem Platz, an dem am 9. November 1938 die Nationalsozialisten die Alte Synagoge zu Dessau zerstörten, ist die neue Synagoge eingeweiht worden. Es ist ein moderner Rundbau. Er ergänzt das ehemalige, heute denkmalgeschützte Rabbinerhaus in der Kantorstraße, das die Novemberpogrome überstand. Und schließt so eine alte Wunde. Denn mit dem verlorenen, 1908 errichteten Kuppelbau auf der Ecke zur Askanischen Straße hatte das jüdische Leben in Dessau nahe Rathaus und Markt einst einen guten Platz in der Mitte der Stadtgesellschaft. Das neue Haus will heute gleiches – und noch mehr: Begegnungsstätte für den kulturellen Austausch sein. Dafür öffnet sich zur Straße ein einladend breiter, gläserner und barrierefrei zugänglicher Eingangsbereich samt schützendem Vordach, ihm schließt sich ein rundes, teils mit Kupfer verkleidetes Gebäude an. Darin ist das Herz der Synagoge verborgen: der in sich geschlossene Gebetsraum, möbliert mit aus dunklem Holz gefertigten, gebogenen Sitzreihen, ausgerichtet auf Toraschrein und Gebetstisch. Die hochaufragenden, glattweißen Wände münden in der Höhe in ein umlaufendes, den Raum mit Licht flutendes Fensterband. Es lenkt den Blick an die Decke, die das zentrale Element des Bethauses offenbart: den Davidstern. Die neue Synagoge in Dessau trägt den Namen der jüdischen Familie des Komponisten Kurt Weill, dessen Vater Albert dereinst der Kantor der Jüdischen Gemeinde war.
Standort
Kantorstraße 3, Dessau-Roßlau – Öffnen mit Google Maps
Bauherr/in
Jüdische Gemeinde zu Dessau, Dessau-Roßlau
Architekten
Architekturbüro Prof. Alfred Jacoby, Frankfurt (Main)
Fertigstellung
2023
Sammlungen
Tag der Architektur 2024