Fotos: Friedrich-Nietzsche-Stiftung, Petra Heise

Nietzsche-Dokumentationszentrum, Naumburg (Saale)

Der Kontrast könnte schärfer kaum sein. Über der schrundigen Stadtmauer am Naumburger Altstadtrand ragt ein kubischer neuer Baukörper hervor. Sein wesentlichstes Merkmal: große Glasfronten, die Himmel, Umgebung und Betrachter spiegeln wie sie gleichermaßen Einblicke in die Arbeit einer Stiftung erlauben, die sich dem Werk Friedrich Nietzsches verschrieben hat. Der große Philosoph war zu guten Teilen Naumburger. Hier verbrachte er prägende Jahre seiner Kindheit und Jugend, als kranker Mann kehrte er 1890 ins Haus der Mutter ins heutige „Nietzsche-Haus“ neben dem neu gebauten Dokumentationszentrum zurück. Fast neun Jahre hat es gedauert, bis die Stadt den ambitionierten, rund 1,5 Millionen Euro teuren Bau seiner Bestimmung übergeben konnte. Bereits im Oktober 2001 hatte man sich für den Siegerentwurf der jungen Weimarer Architekten Kirchmeier Graw Brück im Ergebnis eines zweistufigen europaweiten Architektenwettbewerbs entschieden. Bis 2004 wurde weitergeplant, dann das Bauvorhaben „aufgrund klammer kommunaler Kassen“ auf Eis gelegt. Erst mit entsprechend öffentlicher Förderung wuchs ab 2008 das innovativ mit Erdwärme winters beheizte und sommers gekühlte Gebäude zu seiner heutigen
Gestalt. Das schmale dreigeschossige Haus zeigt sich in seinem unteren Bereich eher geschlossen und introvertiert. Den oberen Teil hingegen prägt eine gläserne Haube. Sie wird getragen von einer im Innern sichtbaren filigranen Holzbinderkonstruktion, ihr Winkelmotiv findet sich allenthalben im Haus. Gläsern ist auch die Ostseite, deren transparente Fassade wie ein Band vom Dach hinab bis zum Boden zu „fließen“ scheint. Licht flutet so in den über zwei Geschosse reichenden luftigen Ausstellungsraum, insbesondere jedoch in den Konferenzsaal oben mit bestem Ausblick in die alte Dom-und Bischofsstadt. Hier, so Architektin Prof. Sabine Brück, sei der „Raum der Sprache“ und damit ein guter Ort für die Nietzsche-Rezeption. Kern des Hauses bilden Bibliothek und Archiv mit der aus den USA angekauften Krummel-Sammlung, sie ergänzt die rund 4.000 Bände Primär- und Sekundärliteratur, die nunmehr in einer intelligenten Haus-in-Haus-Lösung weltweiter Forschung und öffentlicher Bildung zur Verfügung stehen.

Standort
Jakobsmauer 12, Naumburg (Saale) – Öffnen mit Google Maps

Bauherr/in
Stadt Naumburg (Saale)

Architekten
Kirchmeier Graw Brück, Weimar (Wettbewerb); B-AP Brück Architekten Projektsteuerer, Erfurt (Umsetzung)

Fertigstellung
2010

Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Fürstenwall 3
39104 Magdeburg
Telefon: (0391) 53 611 – 0
Telefax: (0391) 53 611 – 13
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