Haus S, Welterbestadt Quedlinburg

Das dem Neuen Bauen verpflichtete, eigentlich als Doppelhaus geplante Baudenkmal des Architekten Herbert Puls gehört zu einer Gruppe von Siedlungshäusern im Stadterweite-rungsgebiet Quedlinburgs. In DDR-Zeiten von drei Mietparteien genutzt, stand es viele Jahre leer, hatte bauphysikalische Mängel und offensichtliche Bauschäden. Das Gebäude konnte von privat nebst Nachbargrundstück erworben und der Bestand gesichert werden. In interdisziplinärer Planung und Ausführung gelang es, den Experimentalbau zu sanieren, dabei dessen frühere Anmutung, Gestalt und Funktionalität wiederherzustellen, vorhandene Originalsubstanz weitmöglichst zu erhalten und funktionale Erweiterungen zu-rückhaltend vorzunehmen.

Das dreigeschossige Haus mit halbrundem Erker hat ein Flachdach und ist unterkellert. Ein mit Strohplatten (Solomit) ausgefachter – nach heutigem Maßstab viel zu gering dimensionierter – Metallrahmen sitzt auf einem Klinkersockel. Es war möglich, die bauzeitlichen Solomit-Platten überwiegend als Dämmung zwischen den Stahlprofilen zu bewahren. Die bauliche Hülle ist durch weitere Stahlprofile verstärkt, eine mineralische Dämmung eingebracht. Heute entspricht das Gebäude den KfW-Kriterien für ein „Effizienzhaus Denkmal“. Zum Garten hin ersetzt ein Wintergarten aus schmalen Aluminiumprofilen den früheren kleinen Anbau. Er erweitert die Küche und geht auf neue Nutzungsbedürfnisse ein. Im Inneren konnten die Treppen, deren Geländer ebenso wie die Türen und Fußböden bewahrt und aufgearbeitet werden. Wandanstriche im Treppenhaus erinnern an die „Farbigkeit der Moderne“. Erneuert wurde der Eingangsvorbau, er nimmt Form, Gestaltung und Materialität des Originals auf und ist wie einst mit einem gläsernen Wetterschutz ergänzt. Dessen Entwurf stammt vom Glaskünstler Günter Grohs, den die traditionsreiche Quedlinburger Glaswerkstätte F. Schneemelcher realisierte.