Text: Cornelia Heller; Fotos: Simon Menges

Haus Stein, Druxberge

Es ist ein allseits beklagtes Phänomen, das Orte stiller werden und Häuser und Scheunen verwaisen lässt: der demografische Wandel. Leere kann aber auch locken. Wie in Druxberge, dem Bördedorf bei Eilsleben. Hier hat man aus der Not eine Tugend und aus einer alten Backsteinscheune ein Ferienhaus gemacht. Mit feinem Gespür für die Seele des Hauses und einer sorgfältigen Reduktion auf das Wesentliche blieben das äußere Erscheinungsbild und der Grundcharakter des Gebäudes erhalten. Die innere Organisation, Raumaufteilung und Öffnungen zwischen den Etagen geben die Stahlträger einer Preußischen Kappendecke samt der dekorativen Gussstütze vor. Zusammen mit den vollflächig verglasten Fenstern, Türen und Toren sind helle, weite Räume entstanden, die von den historischen Baustoffen profitieren und diese mit ästhetisch-sicherem Sinn in Szene setzen. So wurden u. a. die bestehenden Dachsparren aufgedoppelt, die Zwischenräume mit Flachs gedämmt, mit Lehm verputzt und weiß geschlämmt. Die Ansicht des Alten konnte damit erhalten und zugleich die statische Belastbarkeit ertüchtigt werden. Nachhaltige Baustoffe sind überall verwendet: von Innendämmung aus Holzweichfaser bis Lehmputz an den Wänden. Und kluge Energieerzeugung für eine „gewisse Unabhängigkeit“ ist am Haus umgesetzt: mit Photovoltaik- und solarthermischer Anlage in Verbindung mit einem Windkraftgenerator. Ob Natursteinboden oder weiß geöltes Eichenparkett, gerettete Dachziegel oder die raumsparenden Details– sie machen das „Haus Stein“ zu einem dieser seltenen Projekte, die auf ihre ganz eigene bescheidene Weise wirken. Die Jury wertete: „Was vielleicht als Luxus daherkommt, die Nutzung einer alten Scheune als Ferienhaus, birgt Potenzial für den Erhalt von Dörfern, die von Abwanderung bedroht sind. Hier bieten sich Ansatzpunkte für Entwicklungsimpulse: Nachahmung erwünscht! Jedenfalls dann, wenn sie wie hier auf alles Tümelnde, Rustikale verzichtet, sich beispielgebend auf Typisches, Strukturelles beschränkt und zu einem solch’ schönen Ergebnis fügt. … Das neue Leben für die alte Scheune: Hier findet es eine architektonisch überzeugende Antwort.“

Standort
Bauernstraße 10, Druxberge – Öffnen mit Google Maps

Bauherr/in
Hendrike Stein und Bernd Bergander, Druxberge

Architekten
JAN RÖSLER ARCHITEKTEN, Berlin

Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2016, Auszeichnung

Fertigstellung
2013

Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Fürstenwall 3
39104 Magdeburg
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Telefax: (0391) 53 611 – 13
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