Text: Cornelia Heller; Fotos: Heiko Rebsch

Begegnungsstätte Martinskirche, Sanierung, Köthen (Anhalt)

Der filigran bekrönte und dominante Turm der Martinskirche auf der höchsten Stelle der Südstadt prägt Köthens Silhouette. Nach Plänen des Architekten Friedrich Gothe wurde der mächtige Backsteinbau als ein Komplex, bestehend aus Kirche mit Turm, Pfarrund Kirchendienerhaus, für eine zur damaligen Zeit sprunghaft wachsende Gemeinde gebaut. Gothe hatte Erfahrung im Kirchenbau, St. Martin mit seiner großen ellipsenförmigen Kirchenhalle samt der hufeisenförmigen Empore wurde sein großer Wurf und der bedeutendste sakrale Jugendstilbau Sachsen-Anhalts. Als 1985 die kirchliche Nutzung aufgegeben wurde, stand das Haus zur Disposition, war ab 1990 private Diskothek, später Jugendbegegnungsstätte, Proben- und Ausstellungsraum. Mit Vandalismus und Leerstand verfiel zusehends der denkmalgeschützte Bau. Seit 2002 plante die heutige Hochschule Anhalt, einen internationalen Studentenklub sowie ein Media-Center samt Bühne und Galeriebereich einzurichten. Aber die Mittel dazu fehlten. Erst durch Jobstart, das beispielhafte Projekt eines Trägerverbunds und der BVIK (Bilden, Vermitteln, Integrieren, Kommunale Dienstleistungen) gGmbH, entstand hier eine Begegnungsstätte für Studenten und Jugendliche der Stadt. Junge Arbeitslose, teils ohne Schulabschluss, ohne Ausbildung, teils mit kriminellen Karrieren und Drogenerfahrungen sie alle mit schwierigem Start ins Erwachsenenleben und wenig Perspektive bekamen mit dem Sanierungsprojekt Martinskirche eine Chance auf Beschäftigung und Qualifizierung. Unter kompetenter Anleitung erwarben 800 von ihnen in den insgesamt sechs Projektjahren qualifizierte Kenntnisse und Fertigkeiten in teils alten Berufen. Mit ihrer Arbeit wurde die Kirche schrittweise beispielhaft denkmal- und fachgerecht saniert: der Innenputz in historischer Nagelbretttechnik sowie die Anstriche nach restauratorischen Befunden erneuert, die Elektro- und Heizungsanlage modernisiert, Fußböden aufgearbeitet, gar die Bleiglasfenster instandgesetzt, die Fassaden ausgebessert, die Einfriedung wiederhergestellt Das Baudenkmal ist gerettet wie auch die Zukunft vieler beteiligter Jugendlicher. Viele von ihnen konnten nach dem Projekt in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Und sind stolz. Das ist das Beste, was der Kirche und Köthen passieren konnte.

Standort
Leipziger Straße 36c, Köthen (Anhalt) – Öffnen mit Google Maps

Bauherr/in
BVIK gGmbH, Köthen

Architekten
Architekten + Ingenieure Banisch, Köthen

Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2013, Engere Wahl

Fertigstellung
2012

Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Fürstenwall 3
39104 Magdeburg
Telefon: (0391) 53 611 – 0
Telefax: (0391) 53 611 – 13
E-Mail: info@ak-lsa.de

Privacy Preference Center